Auf deinen Reisen in Irland findest du Überall im Land verteilt heilige Quellen. Hunderte, wenn nicht tausende uralte Quellen. Oftmals können diese zurück datiert werden vor Christi Geburt.
Die Brunnen können fast jede Form haben und an allen möglichen Orten auftauchen. In der Nähe von Steinsetzungen, in vom Meerwasser ausgewaschenen Höhlen wo sich das Süsswasser von kleinen Seen zweimal am Tag mit dem Wasser des Atlantik mischt oder als Quellen unter mächtigen Bäumen.
Die besonders gut versteckten findet man in dunkeln Tunneln unter Städten und Dörfern. Tief im Innern der Erde.
In längst vergangenen Zeiten glaubte man diese Quellen sind Eintrittspunkte zu einer mystischen Unterwelt.
Wunder wurden mit ihnen assoziiert.
In unsicheren Zeiten reisten die alten Leute zu diesen Quellen um ein kleines Ritual durchzuführen. Sei es auf der rechten Seite oder in der Richtung der Sonne auf die Quelle zugehen.
Andere Rituale hatten direkten Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden. Sie sollten Glück und Wohlstand bringen.
Oftmals wurde dabei ein Lappen auf eine verletzte oder schmerzende Stelle aufgelegt oder diese umwickelt und danach in die Quelle getaucht.
Danach wurde der Lappen an einem heiligen Baum, üblicherweise einer Esche, einem Weissdorn oder einer Eiche festgebunden.
Wie der Lappen vor sich hin verweste verschwand auch der Schmerz oder die Krankheit.
Lag in der Nähe der Quelle ein Stein mit kleinen Kristallen dran wurde dieser von Frauen dazu benutzt um eine Schwangerschaft zu fördern indem sie sich auf den Stein setzten oder sich daneben legten.
Oft war es der Fall, dass es in der Nähe einen Steinkreis gab. Hier streichelten die Menschen einen der Steine um die Kraft der Quelle zu fördern.
Aus einer Quelle wurde in dieses Becken Wasser eingelassen und dieses mit heissen Steinen erhitzt. Unsere Vorfahren kochten auf diese Weise das Fleisch. Dieser Kochherd befindet sich beim Drombeg Stone Circle bei Glandore im Co. Cork
Auf dem Festland ist die nächste Praxis schon eher geläufig. Man werfe Münzen in das heilige Wasser. Oder. Ganz einfach. Man trinkt einen tüchtigen Schluck und alle Wehwehchen sind geheilt.
Obwohl. In unserer Zeit ist es nicht mehr empfehlenswert Quellwasser einfach so zu trinken. Nur damit es gesagt ist.
Da gibt es aber auch verrückte Geschichten.
Wie die Erzählungen von Fischen, welche sich in den Quellen tummeln. Gelingt es jemandem einen Fisch zu fangen und auch zu essen erhält derjenige Einsichten und Wissen weit weg vom Vorstellbaren.
So ist aus der Sage überliefert, dass Fionn MacCumhaill der weiseste Mann in Irland wurde nachdem er einen Lachs des Wissens vertilgt hatte, welcher aus dem River Boyne entsprang.
Na. Vielleicht sollte einer der führenden irischen Politiker sich mal so einen Lachs zu Gemüte führen. Gerade mit viel Schlauheit glänzen die Führungspolitiker nicht.
Wie auch immer. Früher gab es Berichte von Sichtungen von heiligen Gestalten. Druiden hingegen konnten an den Quellen die Zukunft voraussehen.
Viele sagten auch es sei nicht möglich dieses Wasser zu kochen und das Holz der naheliegenden Bäume könne nicht brennen.
Andere Legenden widersprechen dem ersten Punkt. So heisst es, dass jemand stirbt, wenn er sich vom Quellwasser einen Tee aufgiesst.
Oder auch, dass aus dem Wasser Monster, riesige Welse und dicke, fette Schlangen empor stiegen.
Das schottische Pendant aus dem Loch Ness lässt grüssen.
Im alten Buch der Ortsnamenerklärung, dem „Dindsenchas“, lernen wir noch mehr über die Quellen. Connla ist die Ursprungsquelle des Shannon, dem grössten Fluss in Irland.
Connla's well, loud was its sound,
was beneath the blue-skirted ocean:
six streams, unequal in fame,
rise from it, the seventh was Sinann.
The nine hazels of Crimall the sage
drop their fruits yonder under the well:
they stand by the power of magic spells
under a darksome mist of wizardry.
Im alten Irischen hiessen Quellen etwa Tobar Beannaithe oder Tobar Naofa. Heilige Brunnen. Oft wurden sie nach Krankheiten benannt. Etwa Zahnweh oder Probleme beim Stuhlgang. Oder auch Quellen Namens Tobar na Plaighe, die Quelle der Plage.
Die Brunnen waren so beliebt, dass sie den umliegenden Ortschaften Pate für den Namen standen. Wie Tubbercurry, Ballintober oder auch Cooltubrid, die Lichtung der Quelle Brigid’s.
Als die Christianisierung in Irland begann wurden Quellen nach lokalen Heiligen benannt und Kirchen in der Nähe der Brunnen gebaut.
Die Quellen selbst aber wurden oft zu Taufen genutzt bevor überhaupt der Grundstein einer Kirche gelegt wurde. Kein Zweifel besteht in der Nutzung der Brunnen vor der Christianisierung.
Der grösste Nutzen war aber das reine Wasser, welches den reinen Seelen half den Glauben in Irland zu verbreiten.
Slan,
Reto
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